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Rote, unbefestigte Straßen durchziehen eine Fläche von fast 77.000 Quadratkilometern, übersät von Zelten, Blech- und Dornenhütten. Die Konflikte der Volksgruppen beherrschen das Lagerleben, Terrormilizen suchen nach Rekruten, Hungersnöte brechen aus. Offiziell darf hier niemand arbeiten, offiziell auch niemand das Lager verlassen.
Der Journalist Ben Rawlence hat über fünf Jahre lang zunächst für Human Rights Watch recherchiert und legt nun eine überwältigende Reportage über die Bewohner von Dadaab vor. Stadt der Verlorenen gibt den Menschen eine Stimme: wir lernen ihre Träume und Hoffnungen kennen, ihre Ängste und ihre Verzweiflung. Zugleich liefert Rawlence Einblick in das System der Flüchtlingsindustrie. Der englische Journalist gibt klar zu verstehen, dass solche Lager nicht die Ausnahme sind oder bleiben werden; die Welt, in der wir leben, möchte diese Menschen „isoliert halten“ – denn nur wegen solcher Flüchtlingslager können wir den Bürgerkrieg in Somalia vergessen, das Flüchtlingsproblem weit an das Horn von Afrika verdrängen. Nur wenige dieser Flüchtlinge schaffen es, in unser Bewusstsein vorzudringen: dann, wenn sie sich auf die Höllenfahrt über das Mittelmeer wagen – und dann ist es meist aber schon zu spät.
Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt