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Nora Webster

Autor
Tóibín, Colm

Nora Webster

Untertitel
Roman. Aus dem Englischen von Giovanni Bandini und Ditte Bandini
Beschreibung

Es ist erst einige Wochen her, dass Nora Webster, Mutter von zwei Mädchen und zwei Jungen, ihren Mann nach schwerer Krankheit beerdigt hat. Die 46-jährige Witwe muss jetzt nicht nur den Unterhalt der Familie verdienen, sondern auch lernen, sich ohne ihren Mann auf dem gesellschaftlichem Parkett der irischen Kleinstadt Enniscorthy zu bewegen, denn sie möchte als Frau im Irland der Sechzigerjahre ein selbstbestimmtes Leben führen. Ein großartiger Roman, reich an Szenen, die als Stimmungsbilder, aber auch als Momentaufnahmen irischer Geschichte lange im Gedächtnis bleiben.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2016
Seiten
384
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-446-25063-5
Preis
26,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Colm Tóibín, 1955 in Enniscorthy geboren, ist einer der wichtigsten irischen Autoren der Gegenwart. Bereits sein erster Roman Der Süden (1994) wurde von der Kritik enthusiastisch gefeiert. Seine Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem IMPAC-Preis.

Zum Buch:

Nora Webster ist eine außergewöhnliche Frau, in jeder Beziehung: willensstark, selbstbewusst und intelligent, mutig und zugleich beherrscht, modern und im Denken wie Handeln unabhängig. Sie wehrt sich gegen die skandalösen, menschenverachtenden Methoden ihrer Vorgesetzten, tritt hinter dem Rücken der Unternehmerfamilie in die Gewerkschaft ein. Sie nimmt Gesangsunterricht, entdeckt ihre Liebe zur Musik wieder und nimmt sich überhaupt, wie manche meinen, zu viele Freiheiten heraus. Dieses neue Leben hat 46 Jahre lang in ihr geschlummert und wäre doch nie von ihr entdeckt worden, wenn ihr Mann nicht gestorben wäre.

Der Roman umfasst die Jahre von 1969 bis 1972, die nur anhand der politischen Ereignisse – wie dem Brand der britischen Botschaft in Dublin, der Mondlandung oder der Unruhen in Derry – auszumachen sind. Für Nora Webster sind es drei lange Jahre, in denen sie sich ihre gesellschaftliche Stellung, eine gehörige Portion Respekt und damit ein außergewöhnliches Stück Freiheit erkämpft. Es sind zugleich aber auch drei Jahre der Trauer, in denen die Kleider ihres Mannes Maurice unangerührt im Schrank hängen bleiben, in den Taschen manch seiner Jacketts noch ein Stück Kreide aus der Schule.

Mit Colm Tóibíns neuem Roman taucht man vollkommen ein in die Lebensumstände und die Psyche dieser Frau, die sich selbst aus der Ohnmacht tiefster Trauer herauskämpft in ein neues Leben, das vielleicht nicht besser, in jedem Fall aber auch nicht schlechter ist als das, das sie zurücklassen musste.

Susanne Rikl, München