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Durch deine Augen

Autor
Hoeg, Peter

Durch deine Augen

Untertitel
Roman. Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle
Beschreibung

Simon, Lisa und Peter kennen sich seit Kindertagen. Damals waren sie wie Geschwister für den Ich-Erzähler Peter, sie lebten zeitweise als Pflegekinder in seiner Familie. Jetzt hat Simon versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch wenn Peter gerade an seiner eigenen Scheidung zu knabbern hat und verunsichert versucht, sich in seinem neuen Leben zurecht zu finden, macht er sich auf die Suche nach Hilfe für den gänzlich in sich zurückgezogenen Simon. Diese findet er in der Forschungseinrichtung von Lisa, die in Peter ihren Freund aus Kindertagen erst mal gar nicht wiedererkennt. In der gut abgeschirmten und streng bewachten Klinik, die Lisa leitet, geht es um das Sichtbarmachen menschlichen Bewusstseins, das in Form von Hologrammen für andere zugänglich wird.

Peter Høeg, der in den 1990ern mit Fräulein Smillas Gespür für Schnee einem breiten Publikum bekannt wurde und seine Leserschaft zuletzt 2015 mit dem Susan Effekt in seinen Bann zog, stellt auch in seinem aktuellen Roman eine außergewöhnlich begabte, starke Frauenfigur und zwischenmenschliche Phänomene in den Mittelpunkt.
(usführliche Besprechung unten)

Verlag
Hanser Verlag, 2019
Seiten
336
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-446-26168-6
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, ist mit dem Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Hanser 1994) zum internationalen Bestsellerautor geworden. Peter Høeg lebt in der Nähe von Kopenhagen.

Zum Buch:

Simon, Lisa und Peter kennen sich seit Kindertagen. Damals waren sie wie Geschwister für den Ich-Erzähler Peter, sie lebten zeitweise als Pflegekinder in seiner Familie. Aber jetzt hat Simon versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch wenn Peter gerade an seiner eigenen Scheidung zu knabbern hat und verunsichert versucht, sich in seinem neuen Leben zurecht zu finden, macht er sich auf die Suche nach Hilfe für den gänzlich in sich zurückgezogenen Simon. Diese findet er in der Forschungseinrichtung von Lisa, die in Peter ihren Freund aus Kindertagen erst mal gar nicht wiedererkennt, sondern sich einfach nur bereit erklärt, ihm Einblick in ihre Forschungen zu gewähren. In der gut abgeschirmten und streng bewachten Klinik, die Lisa leitet, geht es um nichts weniger als um das Sichtbarmachen menschlichen Bewusstseins, das in Form von Hologrammen für andere zugänglich wird. Wissenschaftliches Ziel der Forschung ist die Bearbeitung und Heilung psychischer Traumata. Lisas ganz persönliches Ziel erscheint aber noch viel simpler: Ihr geht es um die wahre, uneingeschränkte Begegnung zwischen Menschen, etwas, das ihr lebensnotwendig erscheint und – auch durch ihr Forschungsprojekt – möglich werden soll.

Peter Høeg, der in den 1990ern mit Fräulein Smillas Gespür für Schnee einem breiten Publikum bekannt wurde und seine Leserschaft zuletzt 2015 mit dem Susan Effekt in seinen Bann zog, stellt auch in seinem aktuellen Roman eine außergewöhnlich begabte, starke Frauenfigur und zwischenmenschliche Phänomene in den Mittelpunkt.

Die psychischen und emotionalen Grenzerfahrungen, zu denen Lisa Peter im Rahmen ihrer Arbeit einlädt und auffordert, führen die beiden auch in ihre eigene Kindheit zurück. Im Kindergarten erschufen sie damals gemeinsam mit Simon den „Club der schlaflosen Kinder“, der ihnen das Privileg einbrachte, nicht wie alle anderen Kinder einen Mittagsschlaf machen zu müssen, sondern ihre Zeit mit gemeinsamen Abenteuern verbringen zu können. Diese Kindergartenerlebnisse von Lisa, Peter und Simon in ihrer kindlichen und deshalb viel freieren Wahrnehmung der Welt bilden eine zweite Zeitebene im Roman. Die Gespräche zwischen Peter und Lisa bewegen sich zwischen den beeindruckenden Forschungsexperimenten im Hier und Jetzt und den Vorstellungen der Kinder von damals. Die Inhalte und auch die Zeitebenen fließen mehr und mehr ineinander.

Wer neugierig auf Gedankenexperimente ist, die sich mit Bewusstseinserweiterung, transgenerationaler Übertragung von Erfahrungen und menschlicher Kommunikation beschäftigen, wird den hier empfohlenen Roman nur ungern aus der Hand legen, bevor Høeg seine Geschichte um den „Club der schlaflosen Kinder“ zu Ende erzählt hat. Gerade dass sich der Autor weder auf eine naturwissenschaftliche Herangehensweise noch auf eine psychologische Perspektive oder eine philosophische Betrachtung festlegen lässt, macht für mich den Reiz von Durch deine Augen aus. Vielleicht kann man Høeg vorwerfen, dass der eine oder andere Gedanke ins Pathetische oder Triviale abzurutschen droht. Aber mal ehrlich, wenn es um die großen Themen des Lebens geht, verwenden Literatur und Film immer wieder Bilder, die für manche zu gefühlsselig sind. Ich habe den neuen Roman von Peter Høeg jedenfalls gespannt und mit einer gewissen Faszination gelesen und mich eigentlich ganz gerne auf den einen oder anderen sentimentalen Moment eingelassen.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt