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Am Meer dieses Licht

Autor
Wobmann, Fanny

Am Meer dieses Licht

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von Lis Künzli
Beschreibung

In Fanny Wobmanns neuem Roman Am Meer dieses Licht sitzen wir mit der jungen Laura am Krankenbett ihrer Großmutter und erleben in kleinen ausfransenden, aber präzise beschriebenen Ausschnitten einige Tage ihrer Zeit in England, wohin sie ihr Arbeitsgeber zur Verbesserung ihres Englischs geschickt hatte. Von London aus nimmt Laura gerne den Zug ans Meer, trotzt dem kühlen, englischen Sommer mit wohliger Gänsehaut ein paar Sonnenstrahlen ab, beobachtet dabei am Strand immer wieder einen Mann mit Hund, beginnt eine Affäre …
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Limmat Verlag, 2018
Seiten
152
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-85791-846-9
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Fanny Wobmann, geboren 1984 in La Chaux- de-Fonds, studierte Soziologie an der Universität Neuchâtel. Sie ist Gründungsmitglied des Autorenkollektivs Ajar und der Theaterkompanie Princesse Léopold, für die sie schreibt, spielt und Regie führt. «Am Meer dieses Licht» ist ihr zweiter Roman.

Zum Buch:

In Fanny Wobmanns neuem Roman Am Meer dieses Licht sitzen wir mit der jungen Laura am Krankenbett ihrer Großmutter und erleben in kleinen ausfransenden, aber präzise beschriebenen Ausschnitten einige Tage ihrer Zeit in England, wohin sie ihr Arbeitsgeber zur Verbesserung ihres Englischs geschickt hatte. Von London aus nimmt Laura gerne den Zug ans Meer, trotzt dem kühlen, englischen Sommer mit wohliger Gänsehaut ein paar Sonnenstrahlen ab, beobachtet dabei am Strand immer wieder einen Mann mit Hund, beginnt eine Affäre …

Laura liebt ihre Großmutter offenbar, hält nach ihrer Rückkehr aus London neben dieser alten, nur manchmal ansprechbaren Frau aus, auch wenn alle sich wundern, warum ihre Enkelin sie täglich besucht. Immer wieder schwappen Erinnerungen aus der Vergangenheit der Großmutter an die Oberfläche, und sie erzählt Laura von ihrem eigenen Elternhaus, von den Verhältnissen früher, gibt ihr unsortierte, aber kostbare Einblicke in ihr Leben. Rundherum rauscht das geschäftige Treiben im Krankenhaus, Pfleger kommen und gehen, Lauras Vater hingegen schaut nur ganz selten und dann ratlos vorbei. Lauras Tante Valerie kommt zwar öfter, verzweifelt jedoch am Anblick ihrer immer hinfälligeren Mutter, fordert von Ärzten und Pflegern Antworten, will wissen, was zu tun ist in diesem Transit zwischen Altsein, Kranksein, Siechtum. Aber es gibt nur Vorschläge, keine Antworten.

Laura hält ihn aus, diesen Zwischenzustand, zwischen dem, was war, und dem, was immer seltener und am Ende nicht mehr kommt: bewusste Begegnungen, Austausch. Sie erträgt auch den Abschied ihrer Großmutter von körperlicher Würde, erträgt Gestank, Verwirrtheit, immer längere Phasen geistiger Abwesenheit. Ruhig, ungeschönt und doch liebevoll beschreibt die Autorin das Miteinander zweier Frauen, deren Leben ungeordnet und in Veränderung oder Abschied begriffen ist. Und so finden in diesem kleinen, lesenswerten Roman vielleicht zwei Menschen zusammen, die einander für einige Momente einen gewissen Halt in der Haltlosigkeit des Lebens geben können.

Am Meer dieses Licht ist der zweite Roman der jungen Autorin aus der französischen Schweiz und wurde 2017 mit dem schweizerischen Terra Nova Literaturpreis ausgezeichnet.

Larissa Siebicke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt