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Autor
Goldman, Francisco

Die Kunst des politischen Mordes

Untertitel
Aus dem Spanischen von Roberto de Hollanda
Beschreibung

Guatemala. Nach 36 Jahren Bürgerkrieg unterzeichnen Vertreter der Rebellen und der Regierung 1996 einen Friedensvertrag. Zwei Tage, nachdem der Menschrechtler Bischof Gerardi seinen Bericht zu den von der Regierung begangenen Gräueltaten veröffentlichte, wurde er brutal erschlagen. Der anschließende Prozess um die Hintergründe des feigen Mordes dauerte Jahre und war gleichsam Ausdruck einer Bestrebung nach Demokratie und Gerechtigkeit in einem der ärmsten Länder der Welt. Der Journalist Francisco Goldman hat mit seinem detailgenauem Bericht der Ereignisse ein Zeitdokument ersten Ranges vorgelegt, das sich spannend liest wie ein gut geschriebener Politthriller.

Verlag
Rowohlt Verlag, 2011
Format
Gebunden
Seiten
512 Seiten
ISBN/EAN
978-3-498-02507-6
Preis
24,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Francisco Goldman ist der Sohn einer guatemaltekischen Mutter und eines amerikanischen Vaters. Er lehrt Literatur am Trinity College in Hartford, Connecticut und arbeitet als Journalist für große US-Zeitungen. Er ist Präsident des amerikanischen PEN. Einige seiner Romane waren u.a. Finalisten für den PEN/Faulkner Award und wurden in zehn Sprachen übersetzt. Goldman lebt abwechselnd in New York und Mexico City.

Zum Buch:

Der Bürgerkrieg, der ganze 36 Jahre zwischen der linken Guerillaorganisation Unidad Revolucionaria Nacional Guatemalteca, kurz URNG, und der guatemaltekischen Regierung ausgetragen wurde und dem zwischen 150.000 und 250.000 Menschen zum Opfer fielen – in den meisten Fällen einfache Bauern –, wurde offiziell am 29. Dezember 1996 mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages durch Vertreter der Regierung und der URNG für beendet erklärt. Zwei Jahre später, am 24. April 1998, veröffentlichte die Wahrheitskommission unter der Leitung des hochgeachteten römisch-katholischen Bischofs Juan Gerardi, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die während des Bürgerkriegs begangenen Gräuel aufzudecken, ihre Ergebnisse in dem Bericht: „Guatemala – nie wieder“, der den Großteil der Verbrechen der Armee, den Geheimdiensten sowie paramilitärischen Verbänden zuschrieb.

Zwei Tage später, am 26. April, wurde der fünfundsiebzigjährige Bischof Gerardi in seiner Garage in Guatemalacity auf brutalste Weise erschlagen.

Die Untersuchungen des Falles zogen sich über Jahre hin und wurden von Seiten der Regierung ständig zu torpedieren versucht: Zeugen wurden bedroht, bestochen, misshandelt, umgedreht oder umgebracht. Allein den Bemühungen einer Handvoll junger Juristen, die allen Drohungen zum Trotz dieser Verschleierungstaktik entgegenwirkten, ist es zu verdanken, dass das Beweisverfahren im Gerardi-Prozess nicht ins Stocken geriet. Erst am 25. April 2007, also fast auf den Tag genau neun Jahre nach dem Mord an Bischof Gerardi, bestätigte das Verfassungsgericht die Urteile gegen ranghohe Armeemitglieder und machte sie so rechtskräftig.

Der in Guatemala geborene Journalist und Autor Francisco Goldman hat im Auftrag des „New Yorker“ den Verlauf des Prozesses über Jahre hinweg vor Ort verfolgt und unzählige Interviews geführt. Es kam nicht selten vor, dass er sich dabei zu weit vorwagte und selbst in die Schusslinie geriet. Mit seinen Artikeln und vor allem mit seinem 2007 erschienen Buch „The Art of Political Murder“ erregte er entsprechend großes Aufsehen in allen Schichten der guatemaltekischen Gesellschaft. Sein faktenreicher Bericht ist flüssig zu lesen, in der Hauptsache aber ein bewegendes Zeitzeugnis, das gleichzeitig das Aufbegehren eines über Jahrzehnte erniedrigten Volkes schildert, das auf seinem beschwerlichen Weg zu Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie so viele unschuldige Opfer zu beklagen hatte – und leider immer noch zu beklagen hat.

Zusammen mit Rodolfo Walshs Bericht über „Das Massaker von San Martin“ ist „Die Kunst des politischen Mordes“ meines Erachtens eines der interessantesten Sachbücher zum Thema Lateinamerika, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln