Zum Buch:
Sie gehören zur Upperclass von Chicago: Jodi, die Psychotherapeutin, und Todd, der ambitionierte und erfolgreiche Architekt. Lange schon haben sie nicht nur nach außen hin, eine harmonische Beziehung Die vielen Seitensprünge verzeiht sie ihm gerne, weiß sie doch, dass seit ihrem außergewöhnlichen Kennenlernen ein festes Band ihre Beziehung zusammenhält. Mit Hund Ben – Ersatz für die fehlenden Kinder – leben sie über den Dächern von Chicago ein sorglos glückliches Leben.
Die täglichen Rituale – Spaziergänge mit dem Hund, gemeinsames Abendessen, das Jodi liebevoll und erstklassig zubereitet, der anschließende Austausch bei einem Glas Wein über die täglichen Ereignisse und nicht zuletzt das noch immer aufregende Sexualleben sind das unzerstörbare Fundament ihrer Beziehung, glaubt Jodi. Aber an einem Abend im September bekommt ihr Kokon erste Risse. Sie spürt die gedankliche Abwesenheit ihres Mannes während der Unterhaltung, spürt, dass sich in die für sie selbstverständliche Harmonie etwas Fremdes, Beängstigendes eingeschlichen hat. Lange dauert es nicht, dann hat sich ihre Vermutung bestätigt: eine neue Geliebte ist im Spiel.
Doch diesmal ist es anders – zum ersten Mal ist ihr Mann dazu bereit, alle Brücken abzubrechen. Sie zu verlassen. Da sie offiziell nicht verheiratet sind, wäre das zusätzlich ein materielles Desaster. Sie will um jeden Preis an die Beständigkeit ihrer Beziehung glauben und Todd, hin und hergerissen, bestätigt sie auch lange darin. Bis die Geliebte mit den stärkeren Argumenten auftrumpft: sie ist schwanger und kann Todd den langersehnten Erben schenken. Um nicht völlig zu verarmen, wäre für Jodi spätestens jetzt Handeln angesagt. Damit jedoch ist sie, die Introvertierte, vollkommen überfordert. Gut, dass es eine praktisch denkende Freundin gibt, die einen außergewöhnlichen Weg aus diesem Dilemma weiß. Zwar nicht ganz legal, aber todsicher!
Mit viel Finesse lässt A.S.A. Harrison diese Ménage à trois recht ungewöhnlich enden. Auch der Erzählstil des Romans fällt aus dem Rahmen – im Wechsel berichten sie und er über die Geschehnisse, ihre Ängste, Wünsche, Handlungen und Pläne. Ist es das Psychogramm einer Beziehung, die ganz plötzlich aus den Fugen geraten ist? Eine Frage, die einen nicht loslässt. Beide stehen der Entwicklung aufgrund ihrer psychischen Struktur jedenfalls lange hilflos gegenüber. Ein Buch, das unter die Haut geht. Sehr empfehlenswert!
Brigitte Hort, Eitorf