Zum Buch:
Die Geschichte einer Kindheit in China zur Zeit des Vorsitzenden Mao und das als Bilderbuch -wie kann man auf so eine Idee kommen? Kinder haben den Künstler Chen Jianghong, der heute in Paris lebt, nach seinen ersten Lebensjahren in Tianjin gefragt, und dieses Buch, Bilderbuch, Erzählung, Bilderzählung, ist seine Antwort.
Offenherzig zeigt Jianghong Szenen aus dem Alltag seiner Familie: Wie er mit den Schwestern unter der Obhut der Großeltern aufwächst; wie im Frühling Küken gekauft werden; wie aus dem Radio tönt, dass der Vorsitzende Mao die Kulturrevolution ausgerufen hat; wie der Vater zur “Umerziehung” an die russische Grenze geschickt wird. Wie stolz der kleine Chen auf seine rote Armbinde ist. Wie Großmutters Hühnern, ihrem einzigen Trost nach dem Tod des Großvaters, von der Funktionärin des Viertels die Kehle durchgeschnitten wird. Über Maos Tod im Jahr 1976 hinaus reicht das Buch bis zur Rückkehr des Vaters.
2008 ist Jianghongs Buch in französischer Originalausgabe unter dem Titel “Mao et moi” (Mao und ich) erschienen, 2009 feierte die Volksrepublik China ihr 60-jähriges Bestehen,. Auch in China scheint man an einer Veröffentlichung interessiert zu sein, allerdings müsste der Titel eher der deutschen Ausgabe entsprechen. Es ist gleich, in welcher Aufmachung man das Buch in Händen hält und mit Kindern aufschlägt: Es besticht durch die ausdrucksstarken Pinselzeichnungen, die lebensnahen Bildsequenzen und durch die kindliche Aufrichtigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird, eine sehr persönliche Familiengeschichte und zugleich die Geschichte einer Kindheit unter Mao. “Han Gan und das Wunderpferd” hat 2005 den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen, “An Großvaters Hand” steht auf der diesjährigen Nominierungsliste. Auch “Der Tigerprinz” ist ausgezeichnet worden. Es sind allesamt wunderbare Bücher. Wenn ich vor dem Regal unseres Sohnes stehe, fällt mir die Wahl oft schwer.
Susanne Rikl, München