Die kleine Anna macht gerade Urlaub am Meer. Heute will sie ihrem Spielzeughund Toto das Schwimmen beibringen. Als eine hohe Welle den Hund erfasst, ist Anna völlig verzweifelt. Leute kommen herbeigelaufen und reden wild durcheinander, tun aber nichts. Dann steht da plötzlich dieser kleine Junge mit dem blöden Cowboyhut. Und seinem Lasso. Eine schöne, eine witzig gestaltete Geschichte über Vorurteile und Vertrauen.
Die kleine Anna macht zusammen mit ihren Eltern Urlaub am Meer, und da darf natürlich ihr Spielzeughund Toto nicht fehlen. Sie bindet ihm eine Leine um und auch das rote Ausgeh-Tuch mit den weißen Tupfen, denn genau das gleiche trägt sie selbst, und so kann jeder gleich sehen, dass Toto zu ihr gehört. Am Strand angekommen, sieht sie einen kleinen Jungen in einem Liegestuhl, der einen ganz blöden Cowboyhut trägt. Anna tut natürlich so, als hätte sie ihn nicht bemerkt. Sie geht mit ihrem Hund ans Wasser, denn heute ist Totos großer Tag: er soll nämlich schwimmen lernen. Und tatsächlich, Toto schwimmt ganz ausgezeichnet. Anna ist glücklich.
Aber ach du Schreck! Da kommt eine hohe Welle! Sie ruft noch »Vorsicht, Toto!«, doch schon reißt ihn die Welle hinaus aufs Meer. Anna ist jetzt völlig verzweifelt, sie ruft laut: »Toto, komm zurück!«
Sofort kommen jede Menge Leute angelaufen, Erwachsene, die wild mit den Armen herumfuchteln und dabei ganz aufgeregt tun und viel durcheinanderreden. Doch keiner kommt auf die Idee, etwas zu unternehmen. Als dann plötzlich dieser kleine Junge da steht, der mit dem blöden Cowboyhut: »Gibt’s hier ein Problem?«
Im Nu klettert er auf die Schultern des größten Mannes, schwingt sein Lasso und wirft es weit aufs Meer hinaus. Und tatsächlich, der kleine Junge mit dem jetzt gar nicht mehr blöden, sondern sehr schönen Cowboyhut kann Toto retten. Anna ist wieder glücklich.
»Bringst du mir auch das Lassowerfen bei?«
»Klar«, sagt da der kleine Junge, »aber nur, wenn ich dann auch mal mit Toto spielen darf.«
In letzter Zeit habe ich nicht mehr so viele Kinderbücher rezensiert, was natürlich nicht heißen soll, das es keine schönen gegeben hätte. Ich habe mir einfach nur gedacht, ich picke mir die für meine Begriffe besten Bücher heraus, so wie in diesem Fall hier. Hildegard Müllers Bilderbuch ist wirklich gut erzählt, ein ausgesprochen gelungenes, ein ausgefallen schönes Buch über Vorurteile und Vertrauen, und die Bilder, die Figuren (hier ganz besonders der Kleine mit dem Cowboyhut) sind einfach nur klasse: schlicht, bunt, witzig. Gutes Buch für Kids ab 4, ob nun Cowboy oder, wie in Annas Fall, angehendes Cowgirl.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln
