Zum Buch:
Eisberge sind an der Seite, an der sie vom Gletscher abbrechen, zunächst immer schwarz. Erst mit der Zeit wird das frische Eis weiß.
Eine Jungfernfahrt. Es ist die Nacht vom 14. auf den 15. April 1912. Vom englischen Southampton kommend, rauscht in tiefster Dunkelheit das bis dahin größte Schiff der Welt mit unglaublichen 22 Knoten Höchstgeschwindigkeit über den Nordatlantik. Die See ist ruhig. Der Himmel sternenklar. Da kommt auf einmal leichter Dunst auf. Auch wird es zunehmend kälter. Die beiden Vollmatrosen hoch oben im Ausguck, dem Krähennest, frieren erbärmlich; Ferngläser haben sie nicht dabei, denn die wurden irgendwie irgendwo vergessen, also starren sie mit bloßem Auge in die Dunkelheit. Es hat Eiswarnungen gegeben, siebenmal bis jetzt, aber beunruhigt sind sie deswegen nicht. Sie stampfen mit den Schuhen und warten nur noch auf die Ablösung, als sich plötzlich vor ihnen eine gewaltige schwarze Masse aus dem Dunkel schält und direkt auf sie zukommt. Ein Eisberg.Sie läuten die Warnglocke und geben rasch Meldung, worauf der wachhabende Erste Offizier sofort die Maschinen stoppen und mit voller Kraft zurückfahren lässt. Die Notschotte werden geschlossen. Steuer hart backbord! Doch lässt sich eine 269 Meter lange Maschine, bestehend aus 60.000 Tonnen Stahl, noch dazu in voller Fahrt, nicht so einfach bremsen, und so rammt das Schiff den bis über das oberste Deck hinausragenden Eisberg beinahe ungebremst, ein gewaltiges Krachen und Bersten zerreißt die Stille, ein Vibrieren geht durch das gesamte Schiff, das langsam an Fahrt verliert und schließlich zum Stehen kommt. Dann herrscht wieder Stille. Der Bug liegt bereits tiefer im Wasser als der Rest des Schiffes. Vierundsiebzig Jahre später: Nach endlosen Mühen gelingt es dem Meeresbiologen Robert Ballard, gemeinsam mit dem Ingenieur Jean-Louis Michel den genauen Standpunkt des Wracks auszumachen. In zwei Teile geborsten befindet es sich, beinahe aufrecht stehend, in 3.800 Metern stockfinsterer Tiefe. Ich glaube nicht, dass Sie jemanden kennen, der noch nie etwas von der tragischen Geschichte der RMS Titanic gehört hat. Ich natürlich auch nicht. Aber obwohl man bei diesem Abenteuerfeature genau weiß, was gleich passieren wird, kann ich nur sagen: So spannend erzählt habe ich die Story noch nie zu hören bekommen. Das hier hat nichts mit My heart will go on zu tun; ich möchte behaupten, diese knapp 80 Minuten sind die besten, die der Headroom Verlag jemals auf einen Tonträger gebrannt hat. Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln