Zum Buch:
Zawadi und Omari sind zwei etwa 12jährige Jungen, die in einem kleinen Dorf am Rand des Selous-Wildreservats in Tansania leben.
Seit es das Wildreservat gibt, ist es verboten, dort Tiere zu jagen. Das ist für die Dorfbevölkerung schwierig, weil ihre Felder immer wieder von den Tieren, z. B. von Elefantenherden, verwüstet und geplündert werden und sie dadurch um ihre ohnehin schon kargen Ernteerträge gebracht werden. Trotzdem sind sie eigentlich froh über das Reservat, weil sie wissen, dass nur so das Gleichgewicht in der Natur erhalten bleiben kann.
So erzählt Babu, der Großvater Zawadis, seinem Enkel, dass er selbst früher Wilderer war, weil ihn das Geld gelockt hat, dass man mit Elfenbein verdienen konnte. Inzwischen weiß er aber, dass „Menschen und Tiere einander brauchen“, dass man die Tiere schützen muss, damit die Arten nicht aussterben. Sein Sohn, Baba Zawadi, arbeitet jetzt als Wildhüter im Reservat.
Eigentlich ist es verboten, allein in den Nationalpark zu gehen, aber Zawadi und Omari lieben es, sich heimlich in den Busch zu schleichen, die wilden Tiere zu beobachten, auf uralte Tamarindenbäume zu klettern und in Bächen zu baden. Das ist nicht ungefährlich, weil in der letzten Zeit auch Löwen dort gesichtet wurden.
Eines Tages wird eine tote Elefantenkuh gefunden, vermutlich von Wilderern erschossen. Das ganze Dorf ist deshalb in Aufruhr, und die Dorfbewohner werden von den Wildhütern verdächtigt, das Tier getötet zu haben, obwohl sie eigentlich keine Gewehre besitzen dürften. Den Kindern lässt das keine Ruhe, und nachdem sogar Omaris Vater unter Verdacht gerät, machen sie sich auf eigene Faust daran, Beweise dafür zu finden, dass Wilderer das Tier erlegt haben. Sie finden die Wahrheit heraus, soviel sei hier verraten, aber dieser Ausflug, bei dem sie sogar eine ganze Nacht im Dschungel verbringen, hätte auch ganz schön schief gehen können, denn auch der Menschenfresser-Löwe ist dort unterwegs …
In ihrem spannend geschriebenen Jugendbuch entführt uns Nasrin Siege wieder in die Welt Afrikas. Wir lernen den Honigvogel, Kolobusaffen und viele andere Tiere und Pflanzen kennen und erfahren viel über das traditionelle dörfliche Leben. Wir nehmen teil am Alltag der beiden Kinder, der manchmal ähnlich ist wie bei uns – da müssen Hausaufgaben gemacht und ängstliche Eltern beruhigt werden –, oft aber auch ganz anders. Die Kinder müssen z.B. Feuerholz sammeln und Wasser von der Wasserstelle holen, was aber nur möglich ist, wenn nicht gerade eine Elefantenherde dort plantscht.
Vor allem aber gelingt es der Autorin, die Probleme des Wildschutzes, der für die traditionelle Bevölkerung gleichzeitig Segen und Fluch ist, kindgerecht in der Geschichte zu erzählen. Ergänzt wird das durch ein Nachwort, in dem sie von ihrer Reise in den Selous-Nationalpark und ihren Gesprächen mit Kindern und Erwachsenen in einem angrenzenden Dorf berichtet.
Bettina Raue, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt