Zum Buch:
Alle Dinge, die wir nicht kennen, erscheinen uns bedrohlich. Vor allem die, die wir gar nicht sehen können. Das in diesem April von der Zeit und Radio Bremen mit dem LUCHS-Preis ausgezeichnete Bilderbuch beschäftigt sich mit einem Thema, das viele Kinder und Eltern kennen: die Angst vor dem Dunkeln. In der liebevollen Interpretation von Lemony Snicket ist das Dunkel ein Fremder, der mit Leo, einem kleinen Jungen, im selben Haus wohnt und schließlich zu einem Freund wird. Immer wieder begegnet Leo dem Dunkel auch tagsüber. Mal versteckt es sich hinter dem Vorhang im Bad, mal entdeckt es Leo im Schrank hockend; überall werden die hellen Flächen und vertrauten Gegenstände vom Schwarzen umrahmt. In Leos Zimmer kommt es glücklicherweise nicht. Leo besucht das Dunkel jeden Tag kurz, ganz kurz, im Keller, da wo es hingehört. Dann, so glaubt Leo, käme es sich nicht in sein Zimmer. Als es dann doch eines Abends vor Leos Bett steht, fürchtet er sich erst. Aber je länger er mit dem Dunkel redet, desto weniger bedrohlich wirkt es. Zusammen erkunden sie all die dunklen Ecken im Haus, bis das Dunkel Leo in den Keller führt und ihm zeigt, wo er eine neue Glühbirne für sein Nachtlicht finden kann. Dann schläft Leo wieder ohne das Dunkel in seinem Zimmer, aber wenn es noch einmal vorbeischaut, hat er sicher keine Angst mehr, denn jetzt hat er gelernt, dass die Dunkelheit und das Licht zusammengehören. Die sehr reduziert gehaltenen Bilder Klassens illustrieren genau das. Auf Leos Wanderung durch das dunkle Haus wird das bedrohliche, großflächige Schwarz im Schein seiner Taschenlampe, immer mehr zu etwas Vertrautem. Egal auf welchem Bild, immer nimmt das Dunkel großen Raum ein und ist scheinbar untrennbar mit dem Hellen verbunden. „Du magst dich vor dem Dunkel fürchten, aber das Dunkel fürchtet sich nicht vor dir. Deswegen ist das Dunkel immer in deiner Nähe.“ Die Angst vor dem Unbekannten verschwindet, wenn man es kennenlernt, und am Ende scheint es sogar, als lächelte das Dunkel einem zu.
Theresa Mayer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt