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Die Entflammten

Autor
Meier, Simone

Die Entflammten

Untertitel
Roman
Beschreibung

Sonnenblumen und ein abgeschnittenes Ohr: An wen wohl muss man da denken? Tatsächlich geht es in dem hier empfohlenen Roman um Vincent van Gogh, aber nicht vornehmlich um sein Schaffen, sondern viel eher um seine Umwelt und familiären Beziehungen.

Gina ist Kunsthistorikerin und stößt auf die Geschichte von Jo, der späteren Schwägerin Vincent Van Goghs. Deren Lebensweg bewegt Gina tief. Sie selbst ist in einer Familie mit einem Vater aufgewachsen, der über seinen ersten großen Roman nie hinweggekommen ist. Er lebt in einer Hütte in Süd-Italien und zelebriert seine gescheiterten Schreibversuche regelmäßig mit üppigen Mengen Alkohol. Gina besucht ihn nach Jahren und dringt während des Aufenthaltes immer tiefer in Jos Welt ein, die sich zunehmend mit ihrer eigenen zu vermischen beginnt.
(ausführliche Beprechung unten)

Verlag
Kein & Aber, 2024
Seiten
272
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-0369-5029-7
Preis
23,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Simone Meier, geboren 1970, ist Autorin und Journalistin. Nach einem Studium der Germanistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte arbeitet sie als Kulturredakteurin, erst bei der WochenZeitung, dann beim Tages-Anzeiger, seit 2014 bei watson. 2020 und 2022 wurde sie zur »Kulturjournalistin des Jahres« gewählt. Bei Kein & Aber erschienen ihre Romane Fleisch, Kuss und Reiz. Simone Meier lebt und schreibt in Zürich.

Zum Buch:

Sonnenblumen und ein abgeschnittenes Ohr: An wen wohl muss man da denken? Tatsächlich geht es in dem hier empfohlenen Roman um Vincent van Gogh, aber nicht vornehmlich um sein Schaffen, sondern viel eher um seine Umwelt und familiären Beziehungen.

Gina ist Kunsthistorikerin und stößt auf die Geschichte von Jo, der späteren Schwägerin Vincent Van Goghs. Deren Lebensweg bewegt Gina tief. Sie selbst ist in einer Familie mit einem Vater aufgewachsen, der über seinen ersten großen Roman nie hinweggekommen ist. Er lebt in einer Hütte in Süd-Italien und zelebriert seine gescheiterten Schreibversuche regelmäßig mit üppigen Mengen Alkohol. Gina besucht ihn nach Jahren und dringt während des Aufenthaltes immer tiefer in Jos Welt ein, die sich zunehmend mit ihrer eigenen zu vermischen beginnt.

Jos Bruder, Dries Bonger will seinen besten Freund Theo van Gogh mit seiner Schwester verkuppeln. Doch dabei gibt es ein Problem: Denn während Theo sich Hals über Kopf verliebt, steckt Jo in einer ungesunden Beziehung fest, die ihre gesamte Aufmerksamkeit und Kraft fordert.
Erst einige Jahre später, nach einer schmerzlichen Trennung von ihrem Freund, findet Theos hartnäckiges Werben endlich Gehör.

Jo eröffnet sich die Welt der van Goghs: Während Theo als Galerist gutes Geld verdient und er einen stabilen Lebensweg anstrebt, ist Vincent mal hier, mal da, hat regelmäßig Totalausfälle nach Exzessen jeglicher Art und lässt sich von Theo schamlos sein Künstlerleben finanzieren.

Während Gina selbst zu Schreiben versucht und dabei von ihrem Vater kritisch beobachtet wird, spitzt sich die Lage bei den van Gogh-Bongers zu. Sie geraten durch Victor immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten, und Theo kreist gedanklich immerzu um seinen Bruder. Jo betrachtet das alles sehr besorgt, besonders wegen Theos Gesundheit, die auch ohne solchen Druck nicht sonderlich stabil ist.

Können sich Gina und ihr Vater auch nach den vielen getrennten Jahren wieder aufeinander zu bewegen und wird Jo Theo aus der selbstzerstörerischen Unterstützung Vincents befreien können?

Ein wirklich wunderbarer Roman, vor allem für Kunstbegeisterte, aber auch für alle anderen, die sich der Welt des ominösen Mannes, der sich angeblich sein Ohr abschnitt, nähern wollen.

Fasziniert hat mich vor allem die Art, mit der die Autorin Simone Meier die eigentlich vollkommen unterschiedlichen Lebensrealitäten zweier Frauen, die über hundert Jahre voneinander entfernt lebten, über 265 Seiten so miteinander verschmelzen lassen kann.

Als kunstinteressierter Mensch fand ich insbesondere den Blick auf das Bekanntwerden eines Werks nach dem Tod des Künstlers spannend und wie viel Geschichte es braucht um einen Maler im Nachhinein zu einer Ikone zu stilisieren, von der er zu Lebzeiten nicht weiter hätte entfernt sein können.

Vicco Siebicke, Frankfurt