Zum Buch:
Erneut hat sich Mason Currey, der Voyeur kreativer Prozesse, seinem Spezialgebiet gewidmet und eine Sammlung kurzer Abrisse des Arbeitsalltags zahlreicher Größen der Kunstwelt veröffentlicht. Seit 2014, als der erste Band der Musenküsse erschien, erfreut er sich einer ständig wachsenden Leserschaft, die einen Blick hinter die vielbeschworenen Kulissen der für gewöhnlich eher unnahbaren Berühmtheiten werfen wollte – welche letzten Endes auch nur mit Wasser kochen. Diesmal jedoch hat Currey seinen Fokus voll und ganz auf das weibliche Geschlecht gerichtet, und so lernt der geneigte Leser die Angewohnheiten, Grillen und Spleens etlicher Persönlichkeiten kennen, die die Kunstszene der vergangenen Jahrhunderte bestimmt haben und sich teilweise mit harten Bandagen einer Männerdomäne entgegenstellen mussten, die längst noch nicht bereit für ein Umdenken war.
Persönlichkeiten wie zum Beispiel Elena Ferrante, die von sich sagt, wenn sie nicht das dringende Bedürfnis zu schreiben empfände, dann hülfe alles nichts, dann mache sie einfach etwas anderes. Es gebe ja schließlich immer etwas Besseres zu tun. Marlene Dietrich hingegen behauptete von sich: „Je mehr Arbeit, desto weniger Zeit für Neurosen. “ Auch Coco Chanel war ein Workaholic. Sonn- und Feiertage konnte sie nicht ausstehen. Dorothy Parker indes hasste den Schreibprozess regelrecht und schaffte es oft nicht rechtzeitig, ihre Artikel abzugeben. Sie behauptete von sich, Schreiben sei ihr eine Qual und: „Bis auf das Schreiben macht mir alles Spaß.“
Isabel Allende beginnt jedes neuer Buch am 8. Januar, dem Tag, an dem sie den Brief an ihren Großvater begann, aus dem schließlich ihr erster Roman Das Geisterhaus wurde, und Carolee Schneemann musste gar zuerst den Abwasch hinter sich bringen, bevor sie überhaupt nur ans Schreiben denken konnte.
Auf wenigen Seiten gelingt es Mason Currey, das Interesse des Lesers zu bannen und kurzweilig auf solche Besonderheiten der Kunstschaffenden hinzudeuten, von denen man üblicherweise nie bis selten etwas erfährt. Ein gelungenes kleines Nachschlagewerk und darüberhinaus ein absolut passendes Geschenk für alle möglichen Gelegenheiten.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln